Münchens Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins (sein Name schrie ja geradezu nach Ruhm zu Lebzeiten) ist nicht nur der Held der von Terrorangst verunsicherten Münchner. Tatsächlich war seine ruhige, beherrschte Art, das wenige Bekannte effizient zu verkünden, bewunderns- und nachahmenswert. Was in der Nacht zum 23. Juli 2016 medial geschah, war aber auf andere Weise eine Revolution. Und die hatte nichts mit Martins zu tun, sondern mit seiner Twitter-Redaktion.
Polizei erstmals im Lead
Was alle erstaunt hat war die Tatsache, dass wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Sensationsberichterstattung die zuständige Behörde im Lead des Informationsflusses war. Musste der zuständige Minister früher allzu oft den Fernseher anschalten, um im Bilde zu sein, so war es diesmal ganz anders.
Wer von den vielen Berichterstattern auf dem Laufenden bleiben wollte, fand rasch heraus, dass er beim Twitter-Feed der Polizei München am besten versorgt war. Nach ersten Irritationen und nutzlosen Vorort-Aktionen stellten bald alle Medien, selbst BILD und dpa, auf twitter.com/PolizeiMuenchen um. Ein historischer Sieg für die bislang linkischen, bisweilen sogar peinlichen Versuche deutscher Behörden, im Sozialen Netz Fuß zu fassen.
Daraus folgt: Behörden mit einem konkreten Informationsauftrag (und das sind tatsächlich die allermeisten) sollten jetzt erst Recht überlegen, die neuen Möglichkeiten einer direkten Kontaktaufnahme mit Bürgern und Medien auszuschöpfen.